“ Haltet euch an dem fest, was Gott schon alles getan hat, auch wenn es holprig wird. Erinnert euch genau daran, wie gut Er ist und dass Er euch dort haben will.“
Diese Worte (ungefähr so, da aus dem Gedächtnis geschrieben) hat der Heilige Geist an unserem letzten Tag in unserer Gemeinde einer lieben Schwester gegeben.
Wir hatten uns gerade vor der ganzen Gemeinde verabschiedet und noch einmal kurz von unserem Weg und was Gott alles schon getan hat, um uns auf dieses Abenteuer mit Ihm zu senden, erzählt. Danach kam diese Schwester auf mich zu und meinte, dass sie ein Wort von Gott für uns hat. Dass wir uns an alles, was wir gerade erzählt hatten, erinnern sollen, besonders wenn schwere Zeiten kommen. Denn diese werden kommen, aber wir sollen daran festhalten, dass Gott uns dort haben will.
Mich hatten diese Worte schon damals sehr berührt. Ich wusste, dass schwere Zeiten kommen werden; ich meine, der Teufel findet gar nicht gut, was wir da machen. Dass ich mich aber direkt am Anfang unserer Zeit hier an diesen Worten festhalten muss, hatte ich nicht erwartet.
Unsere Zeit in den USA war bisher eine wilde Fahrt.
Wir kamen Anfang August in Colorado Springs an. Das Haus, in dem wir mit anderen Charis-Studenten leben sollten, war wirklich schön, mit einem Garten und Hühnern. Auch unser Zimmer war schon für uns bereit, mit einem kleinen Bett für Jari und allem, was wir so brauchten. Unsere Mitbewohner (das Ehepaar mit Kind aus der Schweiz, ein junges Ehepaar aus den USA, unsere Hausverwalterin und die Eigentümerin) begrüßten uns herzlich, und wir hatten viele gute Gespräche. Die ersten Tage waren ziemlich ruhig, da aufgrund von Ferien nicht alle im Haus waren. Es hat sich ein bisschen wie Urlaub angefühlt. Nach kurzer Zeit füllte sich aber unsere To-Do-Liste.
- In der Schule registrieren
- Auto kaufen
- Jaris Kinderbetreuung finden
Nach dieser kurzen Phase der „Ruhe“ startete Satan seine Angriffe. Nahezu kein Bereich blieb verschont, insbesondere unsere Ehe, Gesundheit und Finanzen – unterm Strich also unsere Ruhe und unser Vertrauen in Gott. Ich will gar nicht wissen, wo wir heute ohne Gottes Hilfe wären. Ein Anker in dieser Zeit war es, jeden Tag im College zu sein, umgeben von dieser ganz besonderen Atmosphäre, viel Worship und dem Hören von Seinem Wort.
Der Tiefpunkt dieser Zeit kam Mitte September.
Unsere Daycare musste uns leider mitteilen, dass sie zukünftig, aus persönlichen Gründen, nicht weiter auf Jarik aufpassen kann. 1 ½ Wochen hatten wir nun Zeit, etwas Neues zu finden. Zudem wurde die Stimmung in unserer Ehe immer angespannter. All die Umstellungen und neuen Situationen hinterließen ihre Spuren. Zum Beispiel wurde die Wohnsituation kompliziert, da das Leben, zu dritt in einem Zimmer, mit all der Spannung zwischen uns, teilweise sehr anstrengend wurde.
Um in Ruhe und klar über alles nachdenken zu können, buchten wir zwei Airbnbˋs.
Ja, richtig – zwei!
Das Erste, welches wir fanden, klang perfekt für uns – mitten in der Natur, um sich auch mit einem Kleinkind draußen beschäftigen zu können. Leider war, als wir abends dort ankamen, gar nichts, wie wir es erwartet hatten. Klein, alles um uns herum Privatgelände (ohne Erlaubnis darf man kaum irgendwo spazieren gehen) und nicht sauber. Am nächsten Tag, nach dem Unterricht, machten wir uns auf die Suche nach etwas Neuem und versuchten parallel zu klären, ob wir eine Rückerstattung von der Albtraum-Unterkunft bekommen könnten. Das erfüllte so gar nicht unseren Plan von Ruhe und Erholung. Unser Stresslevel stieg eher noch einmal eine Stufe an.
Wir fanden dann etwas Neues, bezahlten eine neue Bleibe und bekamen leider von der vorherigen nur einen mini Bruchteil zurück. Als wir dann aber dort ankamen, war für uns klar, dass es sich trotzdem gelohnt hat.
Ein Haus (zu einem super Angebot), mitten im Wald, nur Ruhe um einen herum. Dort angekommen prasselten erst einmal all die Erlebnisse und Hindernisse der letzten Tage auf mich ein, und Verzweiflung wollte sich breitmachen. Für mich war klar, dass meine Familie, besonders Jarik Vorrang haben und wenn wir keinen Kinderbetreuungsplatz finden (geschuldet zu Platzmangel, Lehrplan oder Finanzen), war’s das. Dann muss entweder ich mit dem Studium aufhören oder sogar wieder zurück nach Deutschland gehen.
Ich denke, man sieht, dass meine Gedankenwelt in eine ganz schlechte Richtung unterwegs war.
Trotz all dieser Probleme mit Wohnen, Kinderbetreuung und unserer Ehe war Josh wie ein Fels. Gott hat ihm so klar aufs Herz gegeben, dass in zwei Wochen alles anders sein wird, besser sein wird.
Ich versuchte, darauf zu vertrauen, aber mir fiel es deutlich schwerer, da im Moment alles anders aussah als gedacht. Ich stürzte mich in die Aufgabe, eine neue Daycare zu finden, und hielt Ausschau nach einer anderen Wohnung.
Dann erinnerte ich mich an die Zusage vom Anfang. Das war anscheinend genau so eine Situation, auf die mich Gott noch vor unserer Abreise hingewiesen hat. Mir wurde bewusst, dass er wusste was kommen wird und er mir schon vorher gezeigt hat, dass ich weiter auf Ihn vertrauen kann.
Er hat alles im Griff.
Nur weil Dinge sich verändern oder anders laufen, heißt das nicht, dass Er nicht mehr dahinter steht. Angriffe von der anderen Seite waren zu erwarten und manches ist auch eine „geplante“ /notwendige Veränderung. Ich war davon überzeugt, dass Gott uns ermöglicht hat, in dieses Haus in Colorado Springs zu ziehen. Ich war auch sicher, dass Gott uns mit jener Kinderbetreuung zusammengeführt hat, aber mir wurde Stück für Stück bewusst, dass nie klar war, für wie lange es sein sollte. Es war nur ein Startpunkt für uns, der es uns ermöglichte, überhaupt diesen Schritt zu tun und neue Menschen kennen zu lernen. Ich bekam immer mehr Frieden zu unserer Situation, zu den Veränderungen und vertraute Gott, dass Er uns jetzt nicht hängen lässt.
Macht euch um nichts Sorgen! Wendet euch vielmehr in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voller Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn.
Philipper 4,6
Und so veränderte sich unsere Situation in allen drei Punkten drastisch zum Besseren.
Kinderbetreuung
Ich kontaktierte so gut wie alle privaten Kinderbetreuungen in der Nähe des College und auch eine christliche Schule mit Kindergarten. Keine war die Richtige (meistens finanziell) oder hatte noch einen Platz. Aber dabei erfuhr ich auch, wie hilfsbereit die Menschen hier sind. Mir wurden weitere Kontakte vermittelt oder für mich herumtelefoniert, wer eventuell noch in Frage käme. Auch eine liebe Mutter aus Norwegen, deren Mann gerade das erste Jahr macht, bot sich an, auf Jarik aufzupassen. Wozu wir letztendlich kein Ja hatten, aber dadurch eine super nette Familie kennenlernen durften.
Gott erinnerte mich dann an eine Unterhaltung, die ich auf Facebook Anfang des Jahres mit einer Lehrerin geführt hatte. Sie war die Erste, die mir damals, als ich Informationen zur Kinderbetreuung in Woodland Park gesucht hatte, schrieb. Sie erzählte mir von der Schule, in der sie arbeitet und sie dort auch einen Kindergarten haben. Ich schrieb die Schule an, bewarb mich und sie hatten noch genau einen Platz frei. Die Kosten waren höher als bisher, aber ich hatte ein richtig gutes Gefühl bei der Schule. Nach einem kurzen Besuch dort wusste ich, dass wir Jarik dort hinschicken sollen. Die ganze Atmosphäre und auch die Werte, die sie den Kindern vermitteln, überzeugten mich.
Jarik liebt es dort. Er hat neue Freunde, lernt Englisch und seine Lehrerin ist begeistert, wie gut er sich einfügt und entwickelt. Und on-top : die Schule ist direkt um die Ecke (3 Min. Fahrweg).
Wohnsituation
Uns war klar, dass wir näher an Woodland Park, also dem College, wohnen wollten. Einmal mussten wir die Spritkosten einsparen, um uns eine eigene Bleibe leisten zu können. Auch wurde ich im Charis-Chor angenommen, was bedeutete, einmal die Woche länger zum Proben zu bleiben und Freitags schon um 6.55 Uhr dort sein. Das wäre schwierig geworden, da die Strecke aus Colorado Springs 40–50 Min. dauert.
Mitten im Schuljahr ist der Wohnungsmarkt etwas dürftig. Gerade für internationale Studenten, da viele Vermieter einen Background-Check usw. wünschen, was wir nicht machen können. Über eine Charis-Facebook-Gruppe fanden wir aber eine Anzeige zu einer wunderschönen Halbkellerwohnung mit kleiner Terrasse und einem eigenen Zimmer für Jarik – nur 10 Min. von Charis entfernt und wie schon erwähnt, direkt um die Ecke von Jarik’s Schule. Wie für uns gemacht.
Nachdem wir schon eingezogen waren, unterhielt ich mich mit einer aus meinem Mission-Team über die Wohnung. Sie strahlte nur und meinte, sie hat die Wohnung mit ihrem Mann angeschaut, aber den Eindruck bekommen, dass sie für eine Familie ist. Mich bewegte dieser Moment sehr, weil er mir gezeigt hat, wie Gott für uns sorgt und wie Er durch Gläubige wirkt.
Nun, mit der neu eingekehrten Ruhe und mehr Zeit nach dem Unterricht (da wir ein paar Stunden vor Jarik zu Hause sind), kam leider nicht direkt der Frieden.
Ehe
Unsere Probleme und der Unfrieden waren nach unserem Umzug leider nicht einfach verschwunden. Wir brachten alles mit. Manches kam sogar gerade in dieser neuen Situation wieder deutlicher zum Vorschein. Wir merkten beide, dass wir auf der Stelle traten und etwas tun müssen. Manchmal hilft es, einen Blick von außen auf die Situation zu bekommen, gerade von Menschen, die auch mit Gott unterwegs sind. Josh recherchierte, ob einer unserer Lehrer Eheberatung anbot. Dabei stieß er auf ein Ehe-Seminar, das von zwei unserer Dozenten angeboten wurde – sogar mit Kinderbetreuung!
Dieses Seminar sollte eine starke Kursänderung in unserer Ehe hervorbringen. Dank der Weisheit und Erfahrung dieser beiden Ehepaare konnte Gott uns tiefere Erkenntnis über unsere Stärken und Schwächen geben. Mir wurde aufs Neue bewusst, weswegen Gott uns zusammengeführt hat. Jesus bewirkte eine 180 Grad Wendung in unseren Herzen, die uns wieder Liebe und Gnade füreinander schenkte.
Natürlich löst der Besuch eines solchen Seminars nicht einfach auf wundersame Weise alle Probleme. Aber die Einheit, gemeinsam so etwas zu machen und sich darauf einzulassen, öffnet Türen im Herzen, die es möglich machen, wirkliche göttliche Veränderung zu erfahren. Es geht darum, den Stolz beiseite zu legen und wieder eins zu werden.
Wir haben eine ganz neue Wertschätzung füreinander und arbeiten jeden Tag daran, mehr zu einem Team zu werden – mit Gott im Zentrum!
Ich denke, wir werden zu diesem Seminar noch einmal einen extra Beitrag machen. Aber vorweg als Ermutigung: Egal, ob du in deiner Beziehung mit Schwierigkeiten zu kämpfen hast oder einfach eine engere Beziehung mit deinem Partner haben möchtest, können wir dir so ein Ehe Seminar nur empfehlen. Am besten von einer Gemeinde der du vertraust.
Jetzt die große Frage:
War zwei Wochen später alles gut, sogar besser?
JA!
Gott hat uns nicht enttäuscht. Er blieb treu und hat uns unglaublich gesegnet. Wir sind so viel stärker aus dieser Situation herausgekommen. Ich bin Gott dankbar für Seine Versorgung und Seine Geduld mit mir.
Nun können wir uns auf unseren Missionstrip vorbereiten. Wir sind gespannt und erwartungsvoll, was Gott so alles vorbereitet hat.
Hier der Link zu unserem Mission Trip Bereich den wir stück für Stück erweitern werden.
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